Gesprächskreis Rhein-Neckar

 

 

 

 

 

 

 

Gesprächskreis


Rhein-Neckar

 

 

 

Physikalische Forschung in Industrie und Hochschule

im Rhein-Neckar Raum

 

 

 

 

 

 

Vorwort

 

Am 19. Juni 1997 wurde die 25. Veranstaltung des Gesprächskreises Rhein-Neckar - Physikalische Forschung in Industrie und Hochschule im Physikalischen Institut der Universität Heidelberg durchgeführt. Dieses 25jährige "Jubiläum" erlaubt eine Rückschau auf die bisher erzielten Ergebnisse aber auch einen Blick auf die zukünftige Entwicklung.

 

In dem gemeinsam mit Professor F. Träger geschriebenen Vorwort in der letzten Zusammenstellung der Veranstaltungen wurden die Ziele eines solchen Gesprächskreises und die erhofften Wirkungen auf die Zusammenarbeit der Physiker in der Rhein-Neckar Region formuliert. Damals führten wir folgendes aus:

 

"In der wissenschafts- und industriepolitischen Diskussion um den Standort Deutschland wird gefordert, den Wissenstransfer von den Universitäten in die Wirtschaft zu intensivieren. Neue Erkenntnisse aus der Grundlagenforschung sollen schneller in praktische Anwendung umgesetzt werden. Zugleich sollen Synergieeffekte durch gemeinsame Nutzung von Großgeräten oder koordinierte Entwicklungen erzeugt werden. Der angesprochene Transfer von Wissen und von praktischer Erfahrung findet über viele Wege statt. Neben guten Kontakten und häufigen Begegnungen zwischen Forschern aus den Universitäten und aus der Industrie wird Wissen vor allem auch durch junge Wissenschaftler transportiert, die als Hochschulabsolventen in der Industrie und Wirtschaft ihre berufliche Zukunft finden. Umgekehrt ist eine moderne naturwissenschaftliche oder ingenieurwissenschaftliche Forschung ohne die Produkte und das Know-how der Industrie nicht vorstellbar. Und schließlich ist Forschung - auch naturwissenschaftliche und ingenieurwissen-schaftliche - nur in der Symbiose mit einer prosperierenden Wirtschaft möglich, die vorher jenen Mehrwert erzeugt hat, aus der die Forschung finanziert werden kann. So sind Wirtschaft und Wissenschaft eng miteinander verzahnt, ohne daß deren Hauptaufgaben - Universitäten leisten Grundlagenforschung und Lehre, die Industrie Entwicklung und Herstellung von Produkten - miteinander vermischt werden sollten. Im Gegenteil, gerade die Komplementarität von Hochschule und Industrie garantiert die beste Effizienz des Übergangs von Wissen in Anwendung."

 

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Transfer von Wissen erfordert einen geregelten Informationsfluß und gegenseitige Kontakte. Vor dem Hintergrund dieser Forderung wurde im Jahre 1985 der "Gesprächskreis Rhein-Neckar" gegründet. Er hat sich zum Ziel gesetzt, die wissenschaftliche Zusammenarbeit zwischen Universität und Industrie im Rhein-Neckar-Dreieck auf dem Gebiet der physikalischen Forschung zu intensivieren. In die Thematik eingeschlossen sind auch verwandte Bereiche, insbesondere die Physikalische Chemie und die Informatik bzw. rechnergestützte Modellierung. Im Rahmen der Veranstaltungen des Gesprächskreises sollen Physiker aus verschiedenen Institutionen miteinander ins Gespräch gebracht werden. Als Forum für Ideen und einen regen Gedankenaustausch dienen halbjährlich stattfindende Treffen, die abwechselnd im Physikalischen Institut der Universität Heidelberg und in einer Industriefirma des Rhein-Neckar-Raumes abgehalten werden. Das Konzept dieser Treffen sieht im Rahmen einer Nachmittagsveranstaltung jeweils drei halbstündige Vorträge von Forschern aus der Universität und der Industrie vor. Die Themen sind anwendungsnah ausgewählt. Sie sollen beide Seiten über die aktuellen Forschungsarbeiten - auch über dabei auftretende Probleme - informieren und zugleich bekanntmachen, welche speziellen Technologien und Großgeräte in den Forschungslabors des Rhein-Neckar-Dreiecks verwendet werden. Die bisher behandelten Themen reichen von "Oberflächenphysik mit Lasern" über "Digitale Bildverarbeitung in der Umweltphysik" und "Neuere Entwicklungen in der Abluftreinigung" bis zu einer Diskussionsrunde über "Ausbildung und Berufsbild des Physikers", um einige Beispiele zu nennen. Da beim Zustandekommen von Wissens- und Technologietransfer persönlichen Kontakten eine entscheidende Rolle zukommt, besteht im Anschluß an die Vorträge bei "Bier und Gegrilltem" die Gelegenheit, sich näher kennenzulernen und die Diskussion zu vertiefen. "

 

Die in dem damaligen Vorwort gemachten Aussagen sind auch heute unverändert aktuell. Zahlreiche große, mittelständische und kleine Firmen des Rhein-Neckar Raums sowie die Technologieberatung der Industrie- und Handelskammer haben die einzelnen Treffen durch ihre Bereitschaft unterstützt, Vorträge zu halten, Ratschläge bei der Organisation zu geben und durch großzügige Spenden das so wichtige Zusammensein nach den Vorträgen zu ermöglichen. Die große Akzeptanz des Gesprächskreises spiegelt sich darin wieder, daß die Zahl der Teilnehmer kontinuierlich wächst, die Bereitschaft von industriellen Partnern für die Organisation der Treffen zunimmt und die Kontakte zwischen Hochschule und Industrie auf allen Gebieten der physikalischen Forschung intensiviert wurden.

 

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Die Zusammenarbeit in der Lösung komplizierter technischer Fragestellungen, die gemeinsame Nutzung von Großgeräten, die gemeinsame Arbeit im Rahmen von BMFT-Projekten und die permanenten Einzelkontakte zwischen Wissenschaftlern beider Seiten sind im Rhein-Neckar-Raum heute die Regel und nicht mehr die Ausnahme. Hier hat der Gesprächskreis fruchtbar gewirkt. Aber auch das Überwechseln der Hochschulabsolventen in Firmen des Rhein-Neckar Kreises hat durch den Gesprächskreis einen wirksame Förderung erfahren. Und schließlich haben die Kontakte sogar dazu beigetragen, die Zusammenarbeit der Firmen untereinander zu intensivieren. Damit ist das Hauptziel des Gesprächskreises erreicht worden, nämlich sich kennenzulernen.

 

Auch das Themenspektrum der Vorträge im Gesprächskreis ist einem ständigen Wandel unterworfen. Während zu Beginn die Veranstaltungen primär auf angewandte Probleme bei technischen Lösungen fokusiert waren, nehmen inzwischen Entwicklung von spezieller Software und Modellierung einen wichtigen Raum ein. Gerade hier werden bei beiden Partnern oft Entwicklungen vorangetrieben, die gegenseitig großen Nutzen bringen können.

 

Die in der letzten Zeit im Raum der Politik immer stärker geführte Diskussion über den Nutzen der Grundlagenforschung erfordert hier noch einen besonderen Kommentar. Die Aufgabe der Industrie und der Wirtschaft besteht darin, brauchbare, technisch hochentwickelte, nützliche, schöne und möglichst auch umweltfreundliche Produkte zu entwickeln und zu vertreiben, um Mehrwert zu erzeugen. Dadurch wird der Fortbestand des wirtschaftlichen Unternehmens sichergestellt. Daraus folgt auch, daß Entwicklungen mit einem Taktzeitraum von drei bis fünf Jahren zur industriellen Reife gebracht werden müssen. Eine genauere Analyse dieser Entwicklung zeigt aber, daß alle industriellen Innovationen auf Erkenntnissen beruhen, die lange zuvor in der Grundlagenforschung gewonnen wurden. Diese spielt sich aber in weit längeren Zeiträumen ab. Hierzu einige Beispiele: Die theoretischen Vorraussetzungen für die Erfindung eines Lasers wurden 1917 von Einstein gelegt, der erste experimentelle Nachweis einer Inversion zweier Atomzustände wurde von Kopfermann und Ladenburg im Jahr 1928 entdeckt. Gleichwohl dauerte es noch 30 Jahre bis der erste Laser sein kohärentes gebündeltes Licht emittierte, weitere 20 Jahre, bis der Laser eine breite industrielle Anwendung fand, vom Schneidgerät für dicke Stahlplatten bis zum winzigen Festkörperlaser zum Abtasten einer Kompaktdisk.

 

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Ähnliche Zeitskalen ließen sich für die bildgebende Verwendung der Röntgenstrahlen, für die Kernresonanz oder den Ultraschall für medizinische Zwecke angeben, sie gelten auch für den Erfolgsweg der Mikrowellen von ihrer Erfindung bis zur modernen Kommunikation, oder für die Kernenergie von ihrer Entdeckung bis zur Nutzung als Energiequelle. Alle diese Beispiele demonstrieren den langen Zeitraum von der Erkenntnis bis zu deren Übergang in industrielle Entwicklung. Gerade deshalb sollte der Staat die Grundlagenforschung fördern um die Grundlagen für eine gute wirtschaftliche Entwicklung weit im Vorfeld der Anwendung zu fördern. Es geht darum, sich dem Modetrend von Politikern, auch Forschungspolitikern aus der Industrie, entgegenzustellen, die die Grundlagenforschung am liebsten abgeschafft sähen. Die Entwicklung und Forschung in der Industrie gleicht dem kräftigen Baum, der reiche Früchte trägt. Die Grundlagenforschung im Freiraum des Staates repräsentiert die Wurzeln, die in vielfacher Verästelung jene Nährstoffe aus dem Boden saugen, die für das Gedeihen des Baumes notwendig sind. Nur in einem Miteinander von Wurzeln und Baum können die Früchte wachsen und reifen.

 

Mit einem Dank an alle, die den Gesprächskreis Rhein-Neckar getragen haben, beende ich meine Tätigkeit als Koordinator dieser Veranstaltung. Professor Dirk Dubbers im Physikalischen Institut wird den Gesprächskreis zusammen mit Dr. Manfred von Schickfus fortführen.

 

 

 

Prof. Dr. G. Freiherr zu Putlitz

 

 

Einen Überblick über die in den bisher 25 Veranstaltungen der vergangenen Jahre behandelten Themen finden Sie hier.

     

Liste der bisherigen Sponsoren

 

BBC AG, Heidelberg

BASF AG, Ludwigshafen

Heidelberger Druckmaschinen AG, Heidelberg

Daimler-Benz-Stiftung, Ladenburg

ABB AG, Mannheim

Carl Freudenberg KG, Weinheim

Technologiepark Heidelberg GmbH, Heidelberg

FIBRO GmbH, Haßmersheim

Kraftanlagen AG, Heidelberg

BOEHRINGER MANNHEIM GmbH, Mannheim

IBM Informationssysteme, Heidelberg

Universität Mannheim

Friatec AG, Mannheim-Friedrichsfeld

Springer-Verlag, Heidelberg

 

Herr Dr. Rainer Hofmeister, Industrie Automation GmbH & Co

Herr Hans W. Funk, Proxitronic, Bensheim

Herr Ehrensenator Viktor Dulger, ProMinent Dosiertechnik GmbH

 

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